Ausbildung im Bogenschießen für Coaches und Psychotherapeuten
In der Übung mit Pfeil und Bogen offenbaren sich den Übenden biografisch gewachsene Muster von Erleben und Verhalten, eingefleischte Haltungen und Handlungsbereitschaften, so dass man diese zum individuellen Störungsbild (Symptomatik) in Beziehung setzen kann. Das TBS hat also in dieser Hinsicht in der Hand des Bogentherapeuten sowohl diagnostische Validität als auch störungsspezifisches Veränderungspotenzial.
Mit der achtsamen Wahrnehmung von Bodenkontakt und Erdverbundenheit, von Haltung, Blick, Atem und Handeln erfährt man subjektiv eine Dehnung des Zeitgefühls und eine Entschleunigung. Je langsamer die Übung durchgeführt wird, umso feiner und differenzierter wird die Wahrnehmung und umso besser können störende Muster erkannt und aufgelöst werden. Das Loslassen von ruminativem Denken gelingt im therapeutischen Bogenschießen auf das Beste. Auf dem Weg des Bogens werden Körper, Seele und Geist zunehmend integriert.
Beim meditativ verstandenen Bogenschießen geht es um die Auseinandersetzung mit sich selbst. Daher ist das Bogenschießen auch bei therapeutischer Zielsetzung eine ideale Übung für Menschen, die zu besserer Konzentration und innerer Klarheit kommen wollen.
Die Konzentration auf die rechte Art des Stehens, das Einnehmen eines Standpunktes in der Ausrichtung auf ein Ziel, die Vergegenwärtigung einer sicheren Balance, die energetische Haltung und das entspannte ‘weiche Schauen‘ zentrieren den Schützen in seiner Haltung zu sich und zur Welt. Mit fortschreitendem Üben wachsen Achtsamkeit Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.
Das Wirken des Bogens
Teilnehmende berichten hinsichtlich der Veränderungen durch das Bogenschießen, über intensivere Selbstwahrnehmung und das Gefühl, aufrechter zu stehen und zu gehen, auch in schwierigen Situationen Haltung, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, Auflösung von muskulärem Verspanntsein und seelischer Verkrampftheit, größere Beweglichkeit in körperlicher und geistiger Hinsicht. Regelmässig übende Bogenmenschen fühlen sich zentrierter, kraftvoller, leistungsfähiger und selbstsicherer.
Sie sind sich ihres eigenen Standpunktes klar bewusst, bewahren leichter ihre Haltung und handeln achtsam und zielbewusst.
Bogenschießen für sich allein genommen ist wegen seiner unspezifischen Effekte keine eigenständige Therapieform, es kann jedoch infolge seiner Wirkung auf Körper, Seele und Geist als körperorientiertes Verfahren im Sinne einer konzentrativen Bewegungstherapie und als erlebnispädagogische Massnahme eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen eines psychotherapeutischen Behandlungsplanes darstellen. Die Erfahrungen aus dem Umgang mit dem Bogen müssen ins Gespräch eingebracht werden.
Ausbildung zum Bogentherapeuten
Voraussetzungen
- Weitgehend fortgeschrittene oder abgeschlossene psychotherapeutische Ausbildung
- Sichere Handhabung des Bogens (kann bei Bedarf in einem vorgeschalteten propädeutischem Kurs vermittelt werden)
Inhalte
Ausführliche Information zum therapeutischen Bogenschießen in Theorie und Praxis. Vielfältige praktische Übungen.
In der Theorie werden anhand von Fallbeispielen die zielführenden Einsatzformen und der Nutzen des therapeutischen Bogenschießens deutlich gemacht. Ferner wird die Struktur jeder Übungseinheit des therapeutischen Bogenschießens dargestellt.
In der Praxis werden Einzel- Paar- und Teamübungen vermittelt.
Für eigene Behandlungsverläufe kann Supervision vereinbart werden.
Zentrale Themen, die im therapeutischen Bogenschießen aufgegriffen werden können, sind unter anderem: Ursprünglichkeit und Schlichtheit zulassen, Boden unter die Füße bekommen, finden des eigenen Standpunktes und der eigenen Mitte, rechtes Stehen und Aufrichten mit dem Boden verwurzelt und zum Himmel aufgerichtet, Zielgerichtetheit, Aufrichtigkeit, Standfestigkeit, Zentriertsein bei sich und im Bezug zur Welt, Selbstvertrauen, Umgang mit Spannung, Aggression und Leistungsdruck, loslassen lernen; Nachspüren, Rückblick, Reflexion, präzisere Selbsteinschätzung, erweitertes Selbstkonzept.)
Zielgruppen für Bogentherapeuten und BogenCoaches
Zielgruppen für das Therapeutische Bogenschießen können Jugendliche etwa ab 14 Jahren und Erwachsene sein, wobei Anwendungen vom Aspekt der Selbsterfahrung, der Persönlichkeitsentwicklung bis hin zu klinischen Indikationen möglich sind.
Kurse
Kurs 1: TBS mit dem einfachen Recurve-Bogen
Kurs 2: TBS mit verschiedenen Bogentypen einschliesslich dem japanischen Langbogen Yumi
Kursdauer
Jeweils vier Kurseinheiten zu je einem Wochenende (Samstag 9:00 bis 17:00 Uhr; Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr oder nach anderweitiger Vereinbarung) jedes WE mit 18 Unterrichtseinheiten
Für Ärzte: Anerkennung bei der Ärztekammer wird beantragt; mindestens 18 CME-Punkten pro Wochenende, insgesamt 72 CME-Punkte können erwartet werden.